Runder Tisch

                                                  Kasseler Kulturgesellschaften

Kulturförderpreis


Die Stadt Kassel würdigte am 24. September 2013 „… im Jubiläumsjahr den Runden Tisch der Kasseler Kulturgesellschaften für sein außergewöhnliches Engagement im Zusammenhang mit der Bewerbung Kassels um die Anerkennung des Bergparks Wilhelmshöhe mit den Wasserspielen als UNESCO-Weltkulturerbe mit einem 1500,-- Euro dotierten Sonderpreis“.

Die Preisverleihung fand im Rahmen einer Feierstunde am 1. Dezember 2013 im Kasseler Schauspielhaus statt.

Der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, Professor Dr. Gerd Weiß, hielt die Laudatio auf den Runden Tisch der Kasseler Kulturgesellschaften. Die drei Sprecher des Runden Tisches nahmen stellvertretend für alle Kulturgesellschaften diesen Kasseler Kulturpreis (Sonderpreis) entgegen.

Pressemitteilung HNA vom 03.12.2013


Kulturförderpreis der Stadt Kassel 2013
Preisträger: RUNDER TISCH KASSELER KULTURGESELLSCHAFTEN

Laudatio von Prof. Dr. Gerd Weiß

Eine Stadt verändert sich auch dadurch, wie sie von außen wahrgenommen wird. Und Kassel hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Diese Stadt hat in hohem Maß an Selbstbewusstsein gewonnen. Ich kann das beurteilen, denn Kassel ist die Stadt, in der ich mich nach meinem Wohnort Wiesbaden am häufigsten im Lauf eines Jahres aufhalte.
Heute nun wird eine Initiative erstmalig – und vielleicht auch einmalig – mit dem Sonderpreis des Kasseler Kulturförderpreises ausgezeichnet, die wesentlich zur Verstärkung der Außenwahrnehmung der Stadt und damit auch zu einem stark gewachsenen Selbstbewusstsein beigetragen hat.
Ausgezeichnet werden mit diesem Preis gleich 38 Kulturvereine (!) mit rund 5.000 Mitgliedern. Sie werden es verstehen: Ich kann nicht alle namentlich nennen, aber zumindest die drei Sprecher seien aufgeführt:

Prof. Dr. Peter Gercke, Kurhessische Gesellschaft für Kunst und Wissenschaft Kassel e. V.
Heike Pönitz, Deutsch-Israelische Gesellschaft e. V.
Andreas Skorka, Deutsch-Spanische Gesellschaft e. V.

Sie haben sich im Jahre 2006 zum „Runden Tisch Kasseler Kulturgesellschaften“ zusammengeschlossen. Dank der Arbeit und der Unterstützung dieser Vereine und Gesellschaften, wurde der Welterbe-Gedanke nicht nur in Stadt und Region hineingetragen, sondern auch nachhaltig in der Stadtgesellschaft verankert.
Mit seinem Wirken hat der „Runde Tisch“ ein grundlegendes Ansinnen der UNESCO-Welterbe-Konvention realisiert. Die Welterbe-Konvention von 1972, das erfolgreichste internationale Vertragswerk der UNESCO, fordert, die örtliche Bevölkerung in eine Welterbe-Bewerbung zu integrieren, sie für das eigene Erbe zu sensibilisieren und den Blick auf das gemeinsame, völkerverbindende Erbe der gesamten Menscheit zu richten. Im Laufe des über 40jährigen Bestehens der Welterbe-Konvention hat die UNESCO immer mehr erkannt, dass die Gesellschaften vor Ort die eigentlichen Kraftzentren für den Erhalt, die Pflege und die Vermittlung einer Welterbe-Stätte sind. Zum 35jährigen Bestehen der Konvention hat die UNESCO den bestehenden Leitbegriffen „Credibility“ (Glaubwürdigkeit), „Conservation“ (Erhaltung), „Capacity-building“ (Bereitstellung ausreichender Kapazitäten) und „Communication“ (Vermittlung) daher als Fünftes die „Community“, also die lokale Gesellschaft, benannt, die für und durch ein „eigenes“ Welterbe zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen kann und soll.
In diesem Sinne fand das Land Hessen als Antragssteller des Welterbe-Antrags „Bergpark Wilhelmshöhe“ in Kassel eine wunderbare Voraussetzung vor. Im Rahmen der Welterbe-Nominierung wurden das Land und die Stadt von einem enormen bürgerschaftlichen Engagement unterstützt. Bereits seit 2001 hatten sich motivierte Kasselaner in dem „Verein Bürger für das Welterbe e. V.“ zusammengeschlossen. 2008 sprach mich Dr. Joachim Schröder, Vorsitzender des „Museumsvereins Kassel e. V.“, am Rande einer Pressekonferenz unserer Welterbe-Workshops an, um die Nominierung zu unterstützen. Ich glaube in Erinnerung zu haben, dass dies der Anstoß für die Unterstützung durch den „Runden Tisch“ war.
Es hat mich aus der Ferne – aus Wiesbaden und am Ende auch aus Phnom Penh – enorm beeindruckt, welchen Aufwand Sie hier in Kassel betrieben haben, um die einzelnen und zum Teil doch in ihren Satzungen sehr heterogenen Kulturvereine für das Thema „Welterbe“ zu gewinnen und zu sensibilisieren.
Erlauben Sie mir, im Folgenden kurz einige Schlaglichter auf die Entstehung und auf einzelne Aktionen des „Runden Tischs“ zu werfen, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind. Und ich bitte diejenigen Gesellschaften und Vereine, die ich dabei nicht eigens erwähne, darum, dass sie dieses Versäumnis nur meiner eingeschränkten Wiesbadener Perspektive zuschreiben – und der schieren Menge des Engagements, das 38 Einzelvereine in den vergangenen Jahren entwickelt haben.
So wurde zu Beginn der Zusammenarbeit beispielsweise eine sehr umfassende Umfrage gestartet, um gemeinsame Aktionen, Ideen und Veranstaltungen der Gesellschaften zu bündeln, gemeinschaftlich durchzuführen und dadurch größere Kreise der Kasseler Stadtgesellschaft für das Thema „Welterbe“ zu interessieren.
Sie haben mit den Vertretern der Stadt Kassel und des Landes Hessen Informationsabende im Foyer des Staatstheaters veranstaltet, und über Sie als engagierte und gut vernetzte Multiplikatoren gelang es, weite Kreise der Kasselaner Bürgerschaft zu erreichen.
Als Denkmalpfleger hat mich das Projekt „Patenschaften für Parkarchitekturen“ im Bergpark Wilhelmshöhe besonders erfreut. Einzelne Vereine und Gesellschaften haben verschiedene Maßnahmen an den Architekturen unterstützt, die Öffentlichkeitsarbeit vorangetrieben und Spendengelder gesammelt. So sind der „Verein Bürger für das Welterbe e. V.“ Pate für die Pagode im chinoisen Dorf Mulang, der „Museumsverein e. V.“ für die Löwenburg, die „Deutsch-Italienische Gesellschaft e. V.“ für den Merkurtempel oder die „Deutsch-Griechische Gesellschaft e. V.“ für den Apollotempel.
Darüber hinaus haben die Gesellschaften bei den Bergpark-Festen durch ihre Präsentationen, Führungen u. a. durch den „Verein Roseninsel Park Wilhelmshöhe e. V.“, sowie durch Lesungen für Jung und Alt und durch das Zeltdorf wesentlich zum Gelingen der Feste und der Vermittlung des Gartendenkmals und der Welterbe-Nominierung beigetragen.
Mit der Ausstellung „Welterbe des Monats“ im Foyer des Kasseler Rathauses haben Sie – je nach Arbeitsgebiet Ihrer Gesellschaft – eine nationale oder internationale Welterbe-Stätte auf einem Banner präsentiert, und so die Ausstellung von Monat zu Monat über mehr als 1,5 Jahren mit einem neuen Welterbe-Banner anwachsen lassen. Begleitend wurde ein siebensprachiges Informationsblatt, ganz im Sinne der Völkerverständigung, produziert.
Es freut mich sehr, dass diese auch in weiten Teilen durch mein Haus mitfinanzierte Ausstellung, auf so große Resonanz stößt, dass demnächst auch die Fördervereine der Welterbe-Nominierungen „Karolingisches Westwerk und Civitas Corvey“ (2014) und „Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut“ (2015) diese Ausstellung in Corvey und Naumburg präsentieren werden.
Das, was Sie in Kassel erreicht haben, ist etwas ganz Großartiges und Besonderes und Ihr Engagement ist nicht selbstverständlich. Im Sommer 2012 haben sich drei hessische Städte bei der Kultusministerkonferenz um einen Platz auf der Deutschen Tentativliste (Vorschlagsliste) beworben, damit sie eine Welterbe-Nominierung erarbeiten können. Es sind die Städte Darmstadt, Marburg und Wiesbaden. In diesem Zusammenhang werden immer wieder Anfragen an mich gerichtet, wie man die Stadtgesellschaft an dem Prozess so beteiligen kann, wie dies die Welterbe-Konvention fordert. Ich verweise sehr gerne auf den Zusammenschluss des „Runden Tischs der Kasseler Kulturgesellschaften“. Es ist eine außerordentliche Leistung, derartig viele Kulturvereine auf ein Leitthema einzuschwören und an dessen Realisierung über so viele Jahre hinweg konsequent zu arbeiten.
Natürlich haben Sie die größte Auszeichnung für Ihr Engagement bereits am 23. Juni diesen Jahres durch die Eintragung des Bergparks Wilhelmshöhe in die Welterbeliste erhalten. Es erfreut mich aber ungemein, dass als Anerkennung für Ihre außerordentliche Unterstützung und nicht zuletzt für Ihr vielseitiges ehrenamtliches Engagement im Rahmen der Vermittlung des Welterbe-Gedankens der „Runde Tisch der Kasseler Kulturgesellschaften“ mit dem ersten Sonderpreis der Stadt Kassel gewürdigt wird.

Prof. Dr. Gerd Weiß